Sonntag, 16. Dezember 2012


Eine Reisebeschreibung der ( fast ) traurigen Art. 

Weihnachtsurlaub 2012 - selber Schuld, oder doch nicht !



Tag eins, Anreise :


Seit 2003 sind meine Partnerin und ich mit Unterbrechungen in der Vorweihnachtszeit  Gast des Hotels Sunrise Select Garden Beach in Hurghada.

Auch dieses Jahr hat uns die nicht ganz klare Sicherheitslage, nicht davon abgehalten, die eigentlich wertvollste Zeit eines Arbeitsjahres, unseren Jahresurlaub, dem Reiseveranstalter Thomas Cook anzuvertrauen.

Nach pünktlichem Flug begann schon beim Transfer ins Hotel durch einen Reisebegleiter vor Ort eine peinliche Betteltour.  So nach dem Prinzip, wir verdienen zu wenig um zu leben, und da müsst ihr halt ran.

Im Hotel angekommen, die nächste Überraschung. Vergünstigungen für Stammgäste waren ersatzlos gestrichen worden und erst mit Zuzahlung waren normale Konditionen wiederherzustellen ( wir hatten eh schon Ultra Inklusive  ) also was soll’s. Dafür gibt ja Kreditkarten.
Das es hier zu einem Zahlendreher der Rezeption kommt, kostet mir erst am vierten Urlaubstag eine Stunde.

 Das in Deutschland vorbestellte Zimmer ( war sogar in gedruckter Form auf der Reisebestätigung vermerkt ) war nicht für uns reserviert worden, folglich wieder Trouble und Hektik.

Im jetzt richtigem Room angekommen, erst mal die Wertsachen in den Tresor, hoppla, keine Programmieranleitung da. Da werden wir gleich mal vom Zimmer aus anrufen und um Ergänzung bitten. Das Telefon macht keine Mucks, also wieder Fußmarsch zur Rezeption, und Klärung.



Tag zwei :


Telefon geht, Tresor auch, jetzt streikt die Duschmischbatterie , ein Problem der scheinbar unlösbaren Art, das uns noch mehrere Tage beschäftigen wird.
Meldung an den Hausservice, der Duschschlauch wird getauscht, aber das löst das Problem nur teilweise. Der gebrachte gebrauchte Neuschlauch ist halt nicht ganz so dicht…..


Tag drei :


Zwischenzeitlich kommen wir dann nicht mehr in das Zimmer, die Zimmerkarte hat mal die Berechtigung verloren, also Fußmarsch zum Empfang, Karte neu einlesen lassen,

Abends gebuchtes Dinner im italienischem Restaurant, auch hier macht sich der Austausch des ehemals vorhandenem Fachpersonals gegen dynamische Neukräfte bemerkbar. Das blanke Chaos, das nicht mit “afrikanischer “ Mentalität zu tun hat.

Und das trifft für leider viele Bereiche im Hotel zu, mehrfach wird unverblümt dem Trinkgeldwunsch durch unmissverständliche zeigen von Euromünzen Nachdruck verliehen.

Kleiner Hinweis für Hotelkenner, das italienische Restaurant bietet keinen Mittagstisch mehr an. Noch eine Sparmaßnahme der unverständlichen Art.

Ein weiterer Buchungswunsch für dieses Restaurant verweigert das elektronische Buchungssystem, da gewinnt das gepriesene Buchungsversprechen der Reiseveranstalter Freizügigkeit in den “a la carte” Restaurants gleich eine neue Bedeutung.

Einmal reicht ja auch, und warum soll man vorhandene freie Plätze belegen.



Tag  vier :


Der Tag beginnt erfrischend, das warme Wasser ist weg. Kalt duschen ist eh gesünder und macht echt munter.
Wir haben jetzt ja Telefon, also Info an die Haustechnik.

Nachmittag > immer noch kein warmes Wasser, dafür ist das kalte Wasser jetzt schön Gelb. Anruf, Klärung erfolgt umgebend.

Anruf von der Rezeption, nicht wegen des fehlendem Wasser, nee da stimmt was nicht mit der Kreditkartenabrechnung  Hat doch so ein Trollo  einen Zahlendreher fabriziert, Nach unendlich Palaver halte ich 40  äg. Pfund in der Hand > so ungefähr 6 € . Prima, das brauch ich wie ein Loch im Kopf…..

Hurra, der Klempner ist da,  das muss ein Teil gewechselt werden. Ich bin in “five minutes” wieder da meinte er, und entschwand……. Nicht ohne erst mal das Badezimmer so richtig verwüstet zu haben, meine Partnerin putzt eh gern.

Das war so gegen 16.00 Uhr, jetzt ist es 21.00 Uhr, ich glaub, der kommt nicht mehr.


Tag fünf :


Und wie recht ich hatte, der fleißige Mann vom Service ward nie wieder gesehen. Funktioniert ja auch fast alles wieder. Sauber gemacht haben wir nun selber. Die Kleinigkeit das einen kleine Längendifferenz zwischen Duschschlauch und Duschkopfaufhängung eine Nutzung dieses glatt unmöglich macht, man kann im Leben halt nicht alles haben.

 Die Nacht barg eine kleine Sonderüberaschung. Stromausfall. Merkt man nicht, im Schlaf ?! Pustekuchen, bei Stromwiederkehr gehen TV Geräte automatisch in Betrieb. Aber wer schaut nicht gern nachts TV.

Eine Buchung von Themenrestaurants wird weiterhin vom Computersystem verweigert.

Update Themenrestaurant, beim Abendspaziergang, am ausgebuchtem Objekt der Begierde vorbeigekommen. Alle Tische leer, kein Personal da, die besondere Art der Kundenbetreuung.

Einsparungsmaßnahmen zum Wohle des Gastes, übermäßiges Schlemmen erhöht das Herzinfarktrisiko.

Aber wurde nicht gerade vom Reiseveranstalter mit eben diesen Restaurantbesuchen extra der Kunde beworben ?
Im Nachbarhotel gibt es sechs Themenrestaurants, anmeldefrei für ALLE Gäste.

So langsam läuft die Galle über.


Tag sechs :


Die Thematik “a la carte Restaurants konnten wir erstmal unter Mithilfe anderer Gäste näher beleuchten.

Haben doch die Hotelbetreiber einfach umlaufend Themenrestaurants geschlossen. Immer schön abwechselnd, damit es nicht so schnell auffällt. Gesteuert wird das über das elektronische Buchungssystem  der unbedarfte Urlauber bekommt die Meldung : AUSGEBUCHT, trottelt mit hängenden Ohren ab, dabei gibt es gar keine zu vergebene Plätze, weil Restaurant sowieso geschlossen.

Gewinnoptimierung durch Angebotsstreichung auf  Kosten der Gäste, pfui Deibel. 

Ihr habt eh ein Problem, die Hotelauslastung ist schlecht wie nie, und dann stoßt ihr eure Stammkunden und letzten verbliebenen Gäste dermaßen  vor den Kopf.

Nachfragen bei der Rezeption endeten erst mal in kommunikativer Ratlosigkeit, dann in offensichtlichen
Erklärungslügen ( ausgebucht, leider ..... ) und nach konkreter Nachfrage wurde uns obige Verfahrensweise
bestätigt.


Da sind die sporadischen Stromausfälle eher noch sportlich zu sehen.



Tag sieben :


Ich hatte vergessen zu erwähnen, das ich zeitgleich die Hotelleitung zu dem Blog eingeladen hatte.

Man muss ja immer versuchen, beide Seiten der Probleme zu betrachten. Im Ergebnis hatte ich eine freundliche Einladung vom Hotelmanager und vom Guest Service Center und einer netten Mitarbeiterin vom Nachbarhotel Mamlouk.

Da haben wir gemeinsam die Probleme  objektiv betrachtet und meine Kritiken und Anregungen fanden 
eigentlich Zustimmung, oder zumindest ein offenes Ohr.

Sofort wurden die Hardwareprobleme beseitigt und wir können endlich duschen, wie es sein sollte.
Einschließlich einer Reinigung im Anschluss der Arbeiten.

Ich denke, die Lücken in der hoteleigenen Kommunikation werden jetzt zumindest kritisch betrachtet.

Konstruktiv und schnelle Problemlösung, so sollte es sein. 

Dafür unseren Dank.

Das Handling mit den Themenrestaurants wird überdacht, und künftige Urlaubergenerationen werden hoffentlich wieder den vollen Service genießen können.

Der Negativeffekt war eher so nicht gewollt, und seitens des Managements war Verständnis zu spüren. Die Rückkopplung der Gastmeinungen war so noch nicht im Management angekommen.

Das Stammkundenpotential und die Kundenpflege soll in Zukunft wieder stärker im Mittelpunkt stehen,
der Spagat " Klasse und Masse" ist halt schwer zu schaffen, das wissen wir auch. 

Das italienische Menu am heutigem Abend war ne blanke Wucht. Ein echtes Highlight, dem Koch ein besonderes Lob.


Tag acht :


Nach einem faulem Badetag war heute unser privates  Weltuntergangsessen als Besuch im Themenrestaurant
" La Trattoria als Abendevent angesagt.
Warum Kalorien zählen, wenn eh morgen alles vorbei ist......
Und wann ist schon mal Weltuntergang.

Personal hoch motiviert, einem wird buchstäblich jeder Wunsch von den Augen abgelesen.
Ein totaler Gegensatz zum Urlaubstag drei.

Das Essen braucht keinen Vergleich zu scheuen, einfach gut, originell und schmackhaft.
Da ist so mancher Edelitaliener in Leipzig weit abgeschlagen.
Hier sind Potentiale verborgen, einfach Super.

Zwei leitende Mitarbeiter hatten die Zügel in der Hand und das Team lief zu Hochleistung auf.
Wohlfühlprogramm pur.


Tag neun :


Nachtrag zu Gestern, am Abend traf eine Einladung zu einem Cocktailempfang für Stammgäste ein,
eine nette Geste, die von einigen Urlaubern schon vermisst wurde.

Irgendwie ist in unserem Zimmer der Wurm drin, unsere Keykarte hatte schon wieder das Gedächtnis verloren.
Ins Zimmer kamen wir noch, aber Strom war nicht mehr zuschaltbar. Anruf bei Service, Hilfe innerhalb von 15 Minuten. Akzeptabel.



Tag zehn :


Abschiedsessen beim Italiener, wie immer gut und exquisit. Ich werde es vermissen, auch wenn es das 
blanke Hüftgold ist.

Das vorletzte Mal am Hausriff schnorcheln gewesen. Vor zwei Jahren kurz vorm Exodus, hat sich die Natur prima erholt. 
Negativ, aber durch das neue Klientel des Hotels leider nicht zu vermeiden, unsere östlichen Nachbarn mit den unkultivierten Tischsitten erobern auch die Natur, nicht sanft, sondern mit festen Schuhen geht es übers Riff. Schade..... nix kulturnoojj.... Wodka ist eben nicht alles.

Die am Tag sieben " generalinstandgesetzte " Duschhalterung hat wieder den Geist aufgegeben, auch der am Donnerstag fällige Auffülltermin für die Minibar wurde eingespart. Aber wer trinkt schon gerne Cola ?
Aber wir haben einfach keine Lust mehr, uns um solchen Müll zu kümmern.

Anderseits traf heute der fünfte ! Obstkorb als Aufmerksamkeit des Hauses ein, täglich wird nach dem Befinden gefragt.
Der Service an der Poolbar hat sich um Längen gebessert, Wohlfühlfaktor fünf .

 Insgesamt ein Wechselbad der Gefühle.

Aber morgen ist auch noch ein Tag.


Update erfolgt aber leider erst am 25.12.12. Wir geben morgen unseren privat gemieteten UMTS Stick
ab und sind somit erst mal vom Internet  abgeschnitten.


Tag elf :

Der Morgen begann wieder mit einer kleinen Überraschung, oder eigentlich auch nicht, war ja nichts Neues.
Das warme Wasser war mal wieder offline. Da gewinnt der Begriff Wellness und Spa, mit dem das Hotel beworben wird, erst mal so richtig Bedeutung. Woanders muss man für Kaltwasseraufgüsse extra löhnen, hier ist alles " all inclusive ".
Bei Order des Gepäckdienstes für den Folgetag, wurde ich eines Besseren belehrt und der freundliche
Rezeptionist ließ mich ablaufen.

Tag zwölf :

Abreise :

Gepäckabholdienst telefonisch geordert, hat dann doch geklappt. Noch ein kleiner Abwehrkampf mit dem Zimmerservice, der uns schon vorm ausschecken aus der Unterkunft haben wollte.

Check out war dann problemlos. Transfer zum Airport. Der Flug ist dann eine eigene Geschichte.

Resümee :

Ein in die Jahre gekommenes Hotel, das mit einem erheblichen Instandhaltungsrückstau zu kämpfen hat.
Abgewohnt halt.
Die Haustechniker sind schlicht und einfach überfordert und als Gast hat man eigentlich nicht vor, sich täglich um die Koordinierung von Handwerkeraufträgen zu kümmern. Das kann ich auch zu Hause haben.
 Das Management ist bemüht, aber es fehlen einfach Kräfte im mittlerem Leitungsbereich, die vor Ort lenken und überwachen.

Dazu kommen stark rückläufige Besucherzahlen. Aufgrund dessen sind sehr viele russische Gäste vor Ort
und das Dienstleistungsangebot ist jetzt mehr auf dieses Klientel ausgerichtet.

Gefreut haben wir uns über eine Anzahl von Mitarbeitern des alten Schlages, die versucht haben, trotz aller Widrigkeiten das Leben angenehm zu Gestalten.

Fürs nächste Mal Ägypten werden wir uns wohl ein anders Hotel suchen, denn fünf  Sterne bezahlen , und drei Sterne bekommen, macht wohl kaum jemand gern.


Der Rückflug :

Am Airport angekommen, erst mal dem Fahrer geholfen, die Gepäckstücke vom Dach des Kleinbusses zu heben.
Komisch, nicht ein Mitreisender hat mir nur einen Euro zugesteckt.

Die Sicherheitkontrollen hinter uns gelassen und in den Wartebereich.

Die gastronomischen Einrichtungen haben deutsches Niveau, im Preisgefüge zumindest. Ein kleines Wasser und eine kleine Cola > 5 €, ich denke mein Schwein pfeift.

Da wusste ich noch nicht was alles noch so kommen würde. Der Flieger pünktlich, 63 Passagiere auf 172 Plätzen, das sah nach einem ruhigen Flug aus.

SAH !

Kaum vom Boden abgehoben setzte schon ein fröhliches Geschnatter und Geschrei ein, ich denk im Himmel ist Jahrmarkt.
Der Urlaubsflieger der Condor hatte logischerweise ( s. Hotelgäste ) etliche russische Mitflieger geladen.
Und die gingen fröhlich zur Sache. Die kyrillische Kommunikation über mehrere Sitzreihen erinnerte mich stark an mein Russischabitur von 1977, auch damals hab ich kein Wort verstanden.

Gleichzeitig war auch eine ägyptische Kleinfamilie an Bord gekommen, Haushaltsvorstand, Kopftuchmutti,
der ca. 2 jährige Kronprinz und sein etwas älterer Bruder. Und ihr denkt immer, die islamische Kultur ist rückschrittlich, denkste. Klein Aladin wurde ständig im antiautoritärem Erziehungstil zur Ordnung gerufen, also gar nicht.

Ordnende mütterliche Anordnungen wurden vom Haushaltsvorstand mit der laut geäußerten Bemerkung : MEIN Sohn, deine Mutter hat DIR nichts zu befehlen, das ist nur eine Frau, außer Kraft gesetzt.
Ein scheeler Blick zu meiner Partnerin brachte mir gleich einen derben Rippenstoss ein. Ein Versuch wars wert.

In Folge hat der Kronprinz zu Freude aller in den 4,5 Flugstunden gefühlte 8 Stunden geheult und seine Rechte gefordert. Der Lautstärke nach war das Wohl  die erste Bildungsstufe zum Muezzin auf einem Minarett ohne elektronische Verstärkung. Der Kleene bringts !

So ein multikultureller Flug ist eben auch mal was anders.

Pünktlich gelandet, jetzt nischt wie heeeme.....













































5 Kommentare:

  1. Ach Du Schreck, hattet ihr aber Spaß. Da weiß ich doch, warum ich meist zuhause bleibe. Aber schön zu lesen - immer nach dem Motto: "Wer den schaden hat,..." ;-)
    Hannes

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  2. Hallo Rudi,
    Danke für den amüsant geschriebenen Artikel. Ich werde im Februar zum 2.mal in dieses Hotel fahren und hoffe das Dein Artikel vielleicht schon etwas bewirken konnte. Na wenigstens kann ich mich so schon etwas auf die Zustände vorbereiten und bin dann hoffentlich nicht ganz so enttäuscht.
    Lg Mel

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  3. Hallo Rudi,
    wir waren nunauch schon 2 mal dort. aber was du da schreibst ist ja nicht sehr viel versprechend für den nächsten sommerurlaub. ist es eine andere hotelleitung oder wie? welcher deutsche reisebtreuer vom hotel war denn da? über eine antwort würde ich mich freuen. grüße aus gera

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  4. Deutscher Reisebetreuer war nix, nur ein etwas deutsch sprechender " Neckermann ". Im Mamlock nebenan gab es noch eine deutsche Betreuung, die hat man bei meinem Urlauberaufstand hinzugezogen. Rezeption und technischer Service > russisch und englisch. Hier hilft als Urlauber nur dranbleiben und auf sein GEBUCHTES Recht zu bestehen. Wir fahren sicher nicht mehr dorthin.

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  5. Hallo Rudi,
    auch wir waren im letzten September in diesem Hotel. Es hat uns zwar gefallen, hatten alle Annehmlichkeiten, jeden Tag ein anderes Themenrestaurant, auch im Mamlouk. Man merkte aber, dass es bergab geht mit dem Sunrise.....schade, denn wir waren gerne dort. Dein Bericht bestätigt unseren Eindruck und wir werden wohl ins Dana Beach nebenan fahren, denn dort waren wir vor etlichen Jahren.
    Vielen Dank für deinen Bericht.

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